Drogen haben für mich in Shadowrun mit der Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen. Illegale Substanzen sind ein integraler Bestandteil der Welt, die ich mit meinen Freunden bespiele. Daher werde ich mich in drei Teilen näher mit dieser Thematik, den Problemen und Lösungsansätzen beschäftigen, sowie eine Reihe neuer Drogen präsentieren.
Drogen, illegale Substanzen, Betäubungsmittel – egal, wie man diese Mittel nennen möchte – sind ein integraler Bestandteil der modernen Gesellschaft. Sie werden z.B. genutzt, um der tristen Realität zu entfliehen, das Spaßempfinden zu steigern, das physische, geistige und sexuelle Leistungsvermögen zu erhöhen. In einem zukunftsnahen Setting, welches Shadowrun darstellt, werden all diese Gründe noch extremer in Erscheinung treten – die Realität ist noch trostloser, man will den maximalen Spaß haben und generell wird ein Individuum nur noch seiner Leistungsfähigkeit beurteilt.
Drogen bieten einen einfachen, manchmal auch kostengünstigen Weg, um diese Ziele zu erreichen. Schon in diesem Licht erscheinen Teile der offiziellen Drogenregeln nicht wirklich konsistent. Aber neben dem braven Lohnsklaven, der am Wochenende im Nachtclub eine kleine Pille schluckt, um „gut drauf zu sein“, gibt es eine Gruppe für die der Konsum von Drogen zum Lebensstil gehört – Straßencharaktere, allen voran (ehemalige) Gangmitglieder (den Diskussionspunkt, daß auch andere Bevölkerungsgruppen nicht nur am Wochenende auf Betäubungsmittel zurückgreifen, klammere ich ganz bewußt aus).
Schaut man sich nun die offiziellen Drogenregeln aus dem Mensch & Maschine (ich beziehe mich auf SR3, weil SR2 wahrscheinlich nur noch wenig Interessenten hat und ich mich mit SR4 kaum auskenne) an, kann man vorerst sagen, daß der Weg in die Abhängigkeit nicht zu beanstanden ist. Charaktere sollen ruhig mehr oder minder schnell abhängig werden. Die Probleme beginnen jedoch, wenn der Charakter abhängig ist und offenbaren ihre völlige Nutzlosigkeit.
Sehr gut kann man dies vor Augen führen, wenn man die Droge „Cram“ exemplarisch betrachtet. „Cram“ ist das Shadowrunanalog zu „Speed“, also eine illegale Substanz, die in den entsprechenden Kreisen durchaus häufig konsumiert wird.
„Cram“ weist einen Abhängigkeitswert von 4P und einen Härtewert (vor Abhängigkeit) von 5 auf. Dies bedeutet, daß eine Willenskraftprobe mit dem Mindestwurf von 4 ablegt werden muß, sobald er das erste Mal die Droge konsumiert und bei jeder fünften Dosis sich diese Prozedur wiederholt, allerdings steigt der Mindestwurf um 1.
Ist der Charakter abhängig, beträgt der Abhängigkeitswert 5 (Grundwert 4 plus 1). Der Härtewert steigt auf 50 und der Fixfaktor ist 2. Diese Zahlen bedeuten, daß der Charakter nun alle zwei Tage (mit einer erfolgreichen Probe läßt dieser Zeitraum verdoppeln) eine Dosis „Cram“ benötigt, ansonsten wird er mit den Auswirkungen eines kalten Entzugs konfrontiert. Alle 50 Dosen steigt der Abhängigkeitswert um einen Punkt. Gegen diesen wiederum muß einmal im Monat eine Willenskraftprobe abgelegt werden, bei deren Mißlingen das Konstitutionsattribut des Charakters permanent um einen Punkt sinkt.
Jetzt kann man natürlich als Argument einwerfen, daß der Abhängigkeitswert im Idealfall erst nach 200 Tagen [vier Tage (durch erfolgreiche Proben) x 50] um einen Punkt steigt. Dem sei aber entgegnet, daß ich hier nicht den Idealfall betrachte, sondern einen Personenkreis, der sich bereitwillig dem Drogenkonsum hergibt, für den es zum Lebensstil gehört. Haben diese Leute Zugriff auf Drogen, werden sie diese auch konsumieren, sogar mehrfach am Tag.
Und da offenbaren die Regeln ihre Schwäche. Der Abhängigkeitswert wird nicht alle 200 Tage um einen Punkt steigen, sondern vielleicht jeden (zweiten) Monat. Dementsprechend werden die Proben, um den Verlust von Konstitutionspunkten zu verhindern, immer schwerer (daß ein anfänglicher Mindestwurf gegen 5 nun auch nicht zwingend einfach ist, sei nur am Rande erwähnt) und über kurz oder lang wird der Charakter ein unspielbares Wrack. Also entweder spielt man keine Konzepte, wie z.B. Gangmitglieder, (niederrangige) Syndikatsmitglieder, Straßensamurais, Decker oder man ändert die Regeln.
In Ordnung, um es mit den sinngemäßen Worten eines geschätzten Internetusers zu sagen, kann man natürlich auch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ spielen, aber ich möchte doch eher Charaktere verkörpern, die Tony Montana oder Rene „Boxer“ Enriquez inspiriert sind.
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